Ein Ausblick mit Geschichte – Besuch auf dem Wasserturm in Genin

Ein Ausblick mit Geschichte

Lübeck mal von oben – mit exklusivem Zugang

Manchmal braucht’s nur ein paar Stufen und etwas Mut zur Höhe – und plötzlich steht man auf dem Dach eines historischen Wasserturms, mit Blick über die Stadt und die Wakenitz. Möglich gemacht hat das ein besonderes Treffen von „WIR IN GENIN“: Wir durften exklusiv die denkmalgeschützte Wasserkunst in Lübeck-Genin besichtigen. Der Wasserturm ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich – umso schöner, dass wir diesen Ort entdecken durften.

Lübeck mal von oben
Lübeck mal von oben

Sonne, Gespräche und ein Hauch von Industriekultur

Das Wetter meinte es gut mit uns. Die Sonne tauchte das Backsteinensemble in warmes Licht, und oben auf dem Turm wartete ein spektakulärer Rundumblick. Zwischen Fachsimpelei, kleinen Anekdoten und viel Gelächter entstand eine ungezwungene Atmosphäre. Perfekt zum Netzwerken, Austauschen – und Staunen. Mein Dank geht an die Stadtwerke Lübeck, die diese Besichtigung ermöglicht haben.

Wasserkunst – was genau ist das eigentlich?

Wer „Wasserkunst“ hört, denkt vielleicht an hübsche Brunnen oder technische Spielereien. In Lübeck aber meint man damit ein echtes Stück Stadtgeschichte: ein komplexes Wasserversorgungssystem, das über Jahrhunderte hinweg funktionierte – und immer wieder umgebaut, verbessert und modernisiert wurde.

Bereits im Mittelalter versorgte man die Stadt mit Wasser aus der Trave und der Wakenitz. Das geschah über hölzerne Rohre, sogenannte „Pipen“, die durchbohrte Baumstämme waren. Angetrieben durch Wasserräder wurde das Wasser auf Türme gehoben und über Holzrinnen in die Stadt verteilt. Klingt archaisch – war aber für die damalige Zeit ziemlich raffiniert.

Der große Neubau

1867 – Der große Neubau

Mit der Zeit reichte diese Technik nicht mehr aus. Epidemien wie die Cholera zeigten deutlich, wie wichtig sauberes Trinkwasser ist. Also wurde 1867 die neue Wasserkunst errichtet: ein wuchtiger Rundbau im Stil der norddeutschen Backsteingotik, mit Zinnen, Rundbogenfenstern und einem großen Sammelbecken im Inneren. Funktional und imposant zugleich.

1890 – Höher, schöner, leistungsstärker

Weil Lübeck wuchs und der Wasserbedarf stieg – besonders durch den Einbau von Toiletten und den gestiegenen Brandschutzbedarf – wurde der Turm 1890 aufgestockt. Dabei setzte man nicht nur auf mehr Technik, sondern auch auf Gestaltung: Glasierte Ziegel in Spiralform, aufwendige Blendarkaden, und ein neuer Intze-1-Behälter, der mehr als doppelt so viel Wasser speichern konnte wie der vorherige.

Der Turm verliert seine Funktion
Der Turm verliert seine Funktion

Der Turm verliert seine Funktion – aber nicht seinen Reiz

Die technischen Herausforderungen waren damit zwar gelöst, doch mit der Zeit verlagerte sich die Wasserversorgung auf moderne Werke. Ab 1972 kam das Wasser aus Kleinensee, später aus Klein Disnack. Seit 2018 dient der alte Wasserturm nicht mehr als Speicher, seit 2022 ist er endgültig außer Betrieb. Und doch steht er da – stolz, geschichtsträchtig, ein stiller Riese an der Wakenitz.

Heute befinden sich auf dem Gelände unterirdische Reinwasserbehälter, die Lübeck zuverlässig mit Trinkwasser versorgen. Der Turm selbst ist damit nicht mehr Teil des Netzes – aber ein Ort mit Geschichte und Atmosphäre bleibt er trotzdem. Wer hier einmal oben stand, weiß: Technik kann auch schön sein.

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